Wir treffen Till von „Darjeeling“ in… der Essener Goldbar
Wie fing mit „Darjeeling“ alles an?
Wir kennen uns alle aus der Schule, waren aber keine Freunde. Erst über die Musik und durch die Band hat sich eine Freundschaft entwickelt, weil wir ähnliche Interessen hatten. Die Initiative für die Gründung ging damals von unserem Gitarristen Jan aus. Ich selbst bin seit 2010 dabei. „Darjeeling“ wurde in der Form aber erst 2013 gegründet. Seit 2015 ist auch unser neuer Drummer Torben mit dabei und unterstützt uns live. Unser Bassist Markus ist eigentlich auch gar kein Bassist, sondern Gitarrist. 2013 war er auf einem Konzert von „Darjeeling“. Er musste uns aber häufiger sehen und erst überzeugt werden, bis er dann dazu gestoßen ist. Mittlerweile sind wir ein Haufen, der sich sehr gut versteht.
Wo spielt ihr die meisten Konzerte?
Nicht hier in der Gegend. Wir haben viel in Norddeutschland gespielt und gehen Ende Januar wieder auf Tour. Da werden auch nur zwei NRW-Termine, in Köln und Aachen, dabei sein. Der Rest der Konzerte findet wieder in Norddeutschland statt, das war auch eher Zufall. Der Süden ist schwieriger zu erschließen, lässt sich aber sehr schön spielen. Wir haben inzwischen auch einen guten Booker in Dortmund, der ist Teil eines losen, lokalen Bookerverbunds. Da sind wir auf Augenhöhe und es passiert richtig was. Wir empfinden das als spannend und angenehm. Ungewöhnlich ist, dass wir zwar einen Booker, aber noch kein Label haben. Um vieles kümmern wir uns selbst.
Wäre es für euch ein Standortvorteil, woanders zu sein, z.B. in Hamburg?
Darüber machen wir uns immer mal wieder Gedanken. Wir sind alle Wuppertaler, werden aber demnächst zum Teil unseren aktuellen Standort verlassen, so dass wir wieder an verschiedenen Orten sein werden. Unseren Proberaum in Wuppertal wollen wir trotzdem unbedingt behalten. Was den Standortvorteil betrifft bin ich mir unsicher, ob das wirklich einen großen Unterschied macht, in Berlin, Hamburg oder Köln zu sitzen. Auch wenn das Städte sind, an denen man nicht vorbeikommt, was Netzwerke betrifft. Vielleicht ist es da einfacher, wenn man die wichtigen Leute abends zufällig auf ein Bier trifft. Konzerte würde ich dort auch nicht erzwingen wollen. Wir sind dann lieber in einem kleinen Club, wo nicht so viel Laufpublikum ist. Mit den Ansprüchen an die eigene Musik verändern sich auch die Ansprüche an die Venues, in denen man spielen will.
Hättet ihr künftig gerne mehr Planungssicherheit?
Ja. Ein Jahr im Voraus planen zu können wäre echt schön. Aber das ist der Spagat mit dem wir alle klar kommen müssen. Was wir als Band erspielt und somit erwirtschaftet haben, ist aktuell auf einem guten Level. Es hat für mich keinen Wert, jedem 50 Euro in die Hand zu drücken. Besser wirft man alles in einen gemeinsamen Pott. So kann man besser reinvestieren und hat als Band mehr Geld zu Verfügung. Wir machen ja sowieso alle andere Jobs oder studieren noch nebenbei. Das ist auch gar nicht schlecht, um den Anschluss an das „echte“ Leben und die normale Arbeitswelt nicht zu verlieren. Mir ist das auch wichtig. Studium oder ein anderer Job sind da nur Beispiele. Sich anderweitig zu engagieren ist glaube ich ein wichtiger Teil vom Leben, wenn es um Erfahrungen geht. Eure Förderung hilft dann, um ein zusätzliches Budget zu haben, zum Beispiel für das nächste Album.
Könntet ihr euch nicht auch vorstellen, als Studiomusiker zu arbeiten?
Markus und Torben könnten das wahrscheinlich, das ist mit Sicherheit auch spannend. Aber ich persönlich könnte es nicht. Ich bin auch ein bisschen in die Rolle des Organisators gerutscht und halte diese Rasselbande zusammen.
Habt ihr eine bestimmte Utopie für die Zukunft von „Darjeeling“?
Uns macht es im Moment sehr glücklich, einfach zu spielen. Mir würde es schon reichen, wenn wir die Sicherheit hätten, dass es so weitergeht. Also den Sommer über auf Festivals spielen, Leute kennen lernen, andere Bands sehen. Ich hoffe, dass wir uns als Band – egal wohin es uns verstreut – weiterhin treffen können, um Musik zu machen. Oder mal eine Tour machen können, wo wir kleine Läden richtig voll kriegen und die Leute nur kommen, um uns spielen zu sehen. Aber eine Utopie? Wir wollen jetzt keine Stadien füllen. Falls das allerdings doch passieren sollte und wir das erste Mal vor 10.000 Menschen spielen, covern wie als Opener „Echoes“ von Pink Floyd. Das ist bisher eine Wette mit uns selbst, mal schauen, ob wir uns das trauen.
Wollt ihr auch richtig lange Stücke schreiben oder eher radiokompatible Songs?
Das ist bei uns ganz unterschiedlich. „Echoes“ zum Beispiel war lange ein Referenzpunkt. Das haben wir oft gehört. Aber auf unserem Album ist das längste Stück doch nur knapp über vier Minuten lang. Wir sind uns aber alle einig, dass ein Song nicht unnötig in die Länge gezogen werden muss, wenn alles drin ist. Mit Radiotauglichkeit hat das nichts zu tun. Wir „achten“ trotzdem darauf, dass die Songs auch catchy sind, mal sehr progressiv, dann wieder poppig. Das ist eine Gradwanderung, denn ein zu großes Durcheinander gefällt mir persönlich nicht. Mit dem Sound, den wir gerade haben, sind wir aber zufrieden. Das ist eine gute Grundlage für das Songwriting. Da kann man direkt arrangieren und muss den Sound nicht für jeden einzelnen Song erst suchen.
Woran arbeitet ihr gerade?
Die musikalischen Interessen innerhalb der Band sind derzeit ganz unterschiedlich. Wir hören viel Hip-Hop und Jazz. Diese Einflüsse machen dann auch die Spannung beim Songwriting für das neue Album aus, das läuft gerade gut. Ein Stück klingt dann wie sexy Rock’n’Roll-Musik, von mir kommen dann die melancholischeren Sachen. Die meisten Songs schreiben nach wie vor Jan und mittlerweile auch Markus. Das erste Mal seit Jahren sitzen wir aber auch gemeinsam im Proberaum und schreiben. Das ist befreiend. Der Plan für die Aufnahmen ist aber recht sportlich: Im Sommer dieses Jahres wollen wir das zweite Album fertig aufgenommen haben. Ich kann zumindest schon verraten, dass es insgesamt nicht schwermütiger werden wird.