„Vielen Dank nochmal. Und Tschüss! Ich muss jetzt direkt wieder nach Hause zu meinem Kind. Ich bin nur für den Gig gekommen.“, rief mir Layn, die Sängerin der Band Tiktaalik, nach ihrem beeindruckenden Auftritt beim Lalla:Labor-Festival in der Trompete entgegen. Sie hielt inne. Ich blickte in ein glückliches, lachendes Gesicht. „Das ist Leidenschaft!“ strahlte sie.
Oh ja, genau das ist es! Die Leidenschaft für die Musik ist das, was sie alle antreibt, das, was sie alle verbindet. Musiker*innen, Initiatoren, Förderer, Veranstalter*innen und Gäste. An diesem Abend in der Trompete.
Mit besagtem Festival Ende Januar wurde der Abschluss der Runde 3 und 4 der Künstler*innenförderung des Lalla:Labor-Projekts gefeiert. Ein Projekt des Musikbüro Bochum e. V. welches 2017 von Britta Maas und Dorette Gonschoreck ins Leben gerufen wurde.
Beide sind seit Jahren Mitgestalterinnen der Bochumer Musik- und Kulturszene und wissen genau, wie wichtig Vernetzung und Kontakte aber eben auch die adäquate Wertschätzung und das Rampenlicht für Musiker*innen ist, um in der Szene bestehen, sich nachhaltig verwirklichen zu können.
An jenem Abend in der Trompete stehen keine Geringeren als die Gewinner*innen der letzten drei Runden der Künstler*innenförderung auf der Bühne: Maria Basel (Gewinnerin Runde 3), Tiktaalik (Gewinner Runde 2) und Darjeeling (Gewinner Runde 2). Drei rundum professionelle Auftritte von Bands, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. So erfahren, wie sie auf der Bühne wirkten, so überrascht waren sie allerdings, als sie von ihrer Nominierung für die Auswahlrunden erfahren haben.
Wie sollte es auch anders sein? Denn sie ahnten ja nichts von ihrem Glück. Denn für die Lalla:Labor Künstler*innenförderung kann man sich nicht bewerben. Man wird nominiert. Von kompetenten Akteuren der regionalen Musik- und Kulturszene.
Somit stellt allein schon die Nominierung für die Künstler*innen eine Auszeichnung dar. Aber da Gewinnen natürlich auch nicht zu verachten ist – immerhin gibt es ein Preisgeld ein Höhe von 2.500 Euro – werden acht Bands bzw. Musiker*innen einer Jury vorgestellt, die aus den Nominierten in jeder Runde zwei Gewinner*innen auswählt.
Und auch hier läuft es wieder besonders, anders als bei anderen Wettbewerben.
Die Jury, oder nennen wir sie besser „die Auswählenden“, kennen sich untereinander nicht und bewerten jede Band ohne sich miteinander auszutauschen. D. h. jede Stimme kommt ohne die Beeinflussung durch andere und völlig unabhängig zustande.
Und jeder, der schonmal im Kreise der Auswählenden mitwirken durfte, weiß, wie schwierig es ist, sich für zwei Bands zu entscheiden. Würde man doch am liebsten (fast) jeder Band seine Stimme geben wollen – so gut ist die Qualität der Bands, soviel Freude macht es, jeden ihrer eingereichten Songs zu hören.
Gefördert wurde dieses, für die Bochumer und regionale Musikszene so richtige und wichtige, Projekt in 2018 mit Mitteln der ecce GmbH, des Regionalverbands Ruhr und der Stadt Bochum. Gelder, die zum größten Teil in die Unterstützung der Bands investiert werden. So zeichnet sich das Festival z. B. durch eine Gagen-Sicherheit für die Künstler aus: alle Mitwirkenden und Organisierenden von der Künstler*innenbetreuung bis zur Türsteherin arbeiteten ehrenamtlich und die Eintrittsgelder konnten somit direkt in die Bandkassen fliessen.
Der Antrag und das Konzept für die Runden 5 – 8 liegt schon bei der regionalen Kulturpolitik und so gut, wie alles bisher gelaufen ist, dürften Britta, Dorette sowie alle am Projekt Beteiligten hinsichtlich der Bewilligung guter Dinge sein. Ein wenig angespannt fühlt es sich dennoch an in so einer Antrags-Situation. Der Prozess ist langwierig, ein wenig zu zäh bisweilen: Die schriftliche Zusage steht noch aus und der Wunsch nach einer Vereinfachung sowie Beschleunigung des Verfahrens und somit nach mehr Planungssicherheit ist mehr als gerechtfertigt und nachvollziehbar.
Der Tanz auf dünnem Eis sorgt bei Britta und Dorette aber keineswegs für kalte Füße und sie verfolgen weiterhin mit voller Energie ihre Projektziele:
Ein frischer Wind soll durch die regionale Musikszene wehen, talentierte und engagierte Musiker*innen stehen im Fokus des Geschehens, sollen sich miteinander vernetzen, voneinander lernen, um schliesslich vom musikaffinen Publikum gesehen und gehört zu werden!
Aber nicht nur die Musiker*innen sollen sich miteinander vernetzen. Auch Institutionen, Initiativen und Unternehmen sollen durch das Lalla:Labor-Projekt den Kontakt zueinander finden, um sich untereinander auszutauschen. Bei den aktuellen Projektpartnern, wie z. B. Punkrockers Radio, Loch, dem Café Eden oder dem Rockbüro Herne e. V. funktioniert das schon sehr gut. Und zwar über die Stadtgrenzen hinaus. Mit gemeinsamen Projekten und aktivem Austausch werden beste Möglichkeiten für Kunst- und Kulturschaffende entwickelt und das Ruhrgebiet wird überregional sichtbarer und für alle Akteure der Szene attraktiver gemacht.
Genau das ist er: der Spirit, den jede Stadt braucht, um das ins rechte Licht zu setzen, was jede Stadt hat: eine vielfältige, bunte und lebendige Musikszene, die nach außen und innen gleichermaßen strahlt und das kulturelle Leben einer ganzen Region so ungemein wirkungsvoll befruchtet.